Folgen einer Hirnverletzung

Eine Hirnverletzung verändert das Leben häufig von Grund auf. Das gilt sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. Nichts ist mehr, wie es war. Das Gehirn funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Einige Folgen sind sichtbar – es gibt aber auch viele unsichtbare Beeinträchtigungen.

Eine Hirnverletzung verändert das Leben häufig von Grund auf. Das gilt sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. Nichts ist mehr, wie es war. Das Gehirn funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Einige Folgen sind sichtbar – es gibt aber auch viele unsichtbare Beeinträchtigungen.

Folgen einer Hirnverletzung

Das Gehirn ist komplex. Genauso komplex sind die Folgen von Hirnverletzungen. Sie sind vielfältig, von Mensch zu Mensch verschieden und abhängig vom Schweregrad und der Art der Verletzung. Auch das Umfeld und die Persönlichkeit der betroffenen Person haben einen Einfluss darauf, wie er oder sie die Situation erlebt.

Neben den deutlich sichtbaren Folgen gibt es auch unsichtbare Beeinträchtigungen. Viele Betroffene bezeichnen sie als die grösste Belastung nach der Hirnverletzung. Dies hängt insbesondere damit zusammen, dass Aussenstehende diese Behinderungen nicht sehen und nur schwer nachvollziehen können.

Die häufigsten Folgen einer Hirnverletzung werden hier vorgestellt. Die Liste ist nicht abschliessend.

Körperliche Beeinträchtigungen

Lähmungen

  • Vollständige Lähmung (Plegie) oder unvollständige Lähmung (schlaffe oder spastische Parese) von Körperteilen
  • Halbseitenlähmung einer ganzen Körperhälfte (Hemiparese oder -plegie)
    Wie erleben Betroffene eine Hemiplegie?
  • Gesichtslähmung, herabhängender Mundwinkel (Fazialisparese)
  • Schluckstörung (Dysphagie)
  • Locked-in-Syndrom

Bewegungsstörungen

  • Verlangsamte Bewegungen
  • Verlust der Geschicklichkeit
  • Verminderte Kraft
  • Zittern von Gliedmassen (Tremor)
  • Gleichgewichtsstörungen, Torkeln

Sprachstörungen (Aphasie)

  • Wortfindungsstörungen
  • Verwechslung von Begriffen, Wortneuschöpfungen, Lautverdrehungen (Wernicke-Aphasie)
  • Langsames, stockendes, undeutliches Sprechen (Broca-Aphasie)

Sinnes- und Wahrnehmungsstörungen

  • Schlechteres Hör- und Sehvermögen
  • Verlust von Geschmack- oder Geruchssinn
  • Probleme mit der Eigenwahrnehmung und der Körperorientierung
  • Nur eine Körper- und Raumseite wird wahrgenommen (Neglect)
  • Geräusch- und Lichtempfindlichkeit

Kopfschmerzen


Epilepsie, Krampfanfälle


Schlafstörungen

Kognitive Beeinträchtigungen

Aufmerksamkeit

  • Betroffene können sich schlecht konzentrieren, können keine zwei Dinge gleichzeitig tun, lassen sich schnell ablenken, brauchen für vieles mehr Zeit.

Belastbarkeit

  • Betroffene ermüden schnell und brauchen viele Pausen und mehr Schlaf als früher.

Orientierung und Gedächtnis

  • Betroffene wissen nicht, welche Zeit es ist und wo sie sich befinden,
  • vergessen Passwörter und Telefonnummern,
  • sind vergesslich: vergessen Namen und Termine, verlieren oder verlegen Sachen.

Planung und Antrieb

  • Betroffene treffen Entscheidungen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken,
  • können Wichtiges und Unwichtiges nicht unterscheiden, verlieren sich in Details,
  • haben Schwierigkeiten, Arbeitsabläufe vollständig und in der richtigen Reihenfolge zu erledigen,
  • haben Schwierigkeiten, eine Aufgabe zu beginnen oder zu Ende zu führen oder brauchen viel mehr Zeit und mehrere Anläufe dafür.

Abstraktes Denken

  • Betroffenen fällt es schwer, schlusszufolgern, Analogien zu bilden und Varianten abzuwägen.
  • Sie verstehen keine Metaphern oder Ironie.

Informationsverarbeitung

  • Betroffene arbeiten und reagieren langsamer,
  • haben Schwierigkeiten, Neues zu lernen und sich auf neue Situationen einzustellen,
  • verstehen die Meinung anderer nur schwer.

Kommunikation

  • Betroffene haben Schwierigkeiten, Wörter, Zusammenhänge, Metaphern, Betonungen und nonverbale Zeichen zu verstehen,
  • können einer Diskussion nicht folgen,
  • haben Probleme, die eigenen Gedanken in Worte zu fassen,
  • vertauschen oder vergessen beim Schreiben Buchstaben und Wörter.

Soziale und emotionale Beeinträchtigungen

Krankheitseinsicht

  • Betroffene überschätzen sich, nehmen ihre Leistungsgrenzen nicht wahr;
  • können nicht erkennen, dass sie sich durch die Hirnverletzung verändert haben.

Impulskontrolle

  • Betroffene verhalten sich unangemessen, distanzlos, enthemmt, reizbar und aggressiv, wechseln oft die Gemütslage.
  • Es fällt ihnen schwer, sich an Regeln zu halten.

Gefühlslage

  • Betroffene fühlen sich minderwertig, frustriert und traurig aufgrund der verlorenen Fähigkeiten,
  • fühlen sich gelangweilt, unruhig oder unbehaglich,
  • haben weniger stark ausgeprägte Gefühle als vor der Hirnverletzung.

Einsamkeit

  • Betroffene fühlen sich anders und missverstanden,
  • verlieren den Kontakt zu alten Freunden.
Karin B.

Ich bin viel schneller müde und brauche für alles, was ich mache, mehr Zeit als vorher.

Karin B.

Wie gehe ich mit einer betroffenen Person um?

Die unsichtbaren Behinderungen können zu schwierigen Situationen führen, in denen das gegenseitige Verständnis fehlt.

Wir empfehlen folgendes Verhalten:

  • Vermitteln Sie Ruhe, Sicherheit und Orientierung.
  • Lassen Sie der betroffenen Person Zeit und Raum.
  • Kommunizieren Sie klar, einfach und schrittweise.
  • Behandeln Sie eine erwachsene Person als solche.

Angehörige sind auch betroffen

Aussenstehende verstehen oft nicht, dass die Hirnverletzung schuld daran ist, dass sich jemand auffällig oder anders verhält. Das soziale Umfeld ist irritiert, stellt übertriebene Forderungen oder grenzt die Person aus. Auch die Angehörigen können dadurch ihre gesellschaftlichen Kontakte verlieren. Wir empfehlen, dass die Angehörigen an den Therapien teilnehmen und mit den behandelnden Fachleuten sprechen. Hilfe für Betroffene und Angehörige bietet unsere Beratungsstelle.

Antti M.

Gleichzeitig zu gehen und einen Plastiksack zu tragen, ist sehr schwierig.

Antti M.

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