Was ist eine Hirnverletzung?

Eine Hirnverletzung ist die Schädigung des Gehirns durch eine Krankheit oder einen Unfall. Unabhängig von der Ursache leiden Betroffene an ähnlichen Folgen. Diese sind komplex, vielfältig und nicht immer sichtbar.

Eine Hirnverletzung ist die Schädigung des Gehirns durch eine Krankheit oder einen Unfall. Unabhängig von der Ursache leiden Betroffene an ähnlichen Folgen. Diese sind komplex, vielfältig und nicht immer sichtbar.

Hirnverletzungen sind sehr häufig – und doch kaum bekannt. Jedes Jahr erleiden in der Schweiz mehr als 26’000 Personen eine Hirnverletzung. Über 130'000 betroffene Menschen leben in der Schweiz (Quelle: European Neuropsychopharmacology 2011 (PDF) ). 

Die häufigsten Ursachen für Hirnverletzungen sind:

  • Schlaganfall
  • Hirnblutung
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Hirntumor
  • Sauerstoffmangel im Gehirn, zum Beispiel durch Herzstillstand, Ertrinkungs- oder Erstickungsunfälle
  • Andere Krankheiten wie Hirnhautentzündung (Meningitis), Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), Borreliose, Hydrozephalus.

Mit bildgebenden Untersuchungsverfahren kann man Hirnverletzungen in der Regel sichtbar machen – aber nicht immer.

Eine Hirnverletzung äussert sich oft in körperlichen Einschränkungen: Betroffene können nicht mehr richtig gehen und sprechen, sind halbseitig gelähmt. Doch die Folgen sind viel weitreichender und umfassen auch das Verhalten, das Denken und die Persönlichkeit. Eine Hirnverletzung ist jedoch keine geistige Behinderung und auch keine psychische Erkrankung. Aber was ist es dann?


Gleich und doch einmalig

Eine Hirnverletzung ist eine Behinderung mit zahlreichen Facetten. So unterschiedlich die Betroffenen, so vielfältig ihre Behinderungen. Die Hirnverletzung führt dazu, dass das Gehirn nicht mehr wie üblich funktioniert. In dem Hirnbereich, in dem die Verletzung stattgefunden hat, sind Funktionen beeinträchtigt oder fallen ganz aus.

Einige Betroffene nehmen nur noch eine Körperhälfte wahr, andere können sprechen, aber verstehen das Gesprochene nicht mehr, wieder andere haben Orientierungsschwierigkeiten, können nicht selbständig schlucken oder Handlungen nicht mehr planen.


Was niemand sieht

So gleicht keine Hirnverletzung der anderen und doch gibt es ähnliche Beeiträchtigungen – und viele davon sind unsichtbar. «Meine Behinderung sieht man mir kaum an», erzählt etwa Meret H. «Mein Umfeld denkt deshalb oft, ich wäre gleich leistungsfähig wie andere.» Doch Meret H. erlebt etwas anderes. Sie benötigt viele Notizen als Erinnerungsstützen und braucht mehr Pausen als früher. «Ich arbeite in Teilzeit an einem geschützten Arbeitsplatz. Das klingt für viele nach einem Schoggi-Job – ist es für mich aber nicht.»


Anders als vorher

Andere Betroffene schaffen es nicht mehr, den früheren Beruf auszuüben, den Haushalt zu führen oder einfache Aufgaben im Alltag zu erledigen. Das Tempo ist verlangsamt. «Für planerische Abläufe wie Auswahl der Kleider, Kochen, Einkaufen oder Reisen brauche ich jetzt viel mehr Zeit», sagt etwa Lisa Z. «Ich muss mir vorher alles zurechtlegen, nach einer Anleitung vorgehen und jeden Schritt kontrollieren. Früher erledigte ich diese kleinen Tätigkeiten ohne grosse Überlegungen.»

Es ist für das Umfeld wichtig zu verstehen, dass Menschen mit Hirnverletzung nichts vorspielen, dass sie psychisch gesund sind und dass es ihnen nicht am Willen mangelt. Was sie erleben, sind typische Folgen der Behinderung.


Höchstleistung des Gehirns

Jede Verletzung stellt das Gehirn vor grosse Aufgaben. Unser Nervensystem besitzt auch im Alter noch eine ausgeprägte Fähigkeit, sich zu erholen. Nervenzellen und Verbindungen, die nicht abgestorben sind, können sich regenerieren. Funktionen, die sich dort befanden, wo das Gewebe zerstört wurde, werden teilweise von anderen Gehirnarealen übernommen. Eine intensive Therapie regt das Gehirn an, neue Verknüpfungen zu bilden. Doch das braucht Zeit. Und neue Verknüpfungen sind nie gleich gut und gleich schnell wie die ursprünglichen.

All dies ist für die Betroffenen äusserst anstrengend, ermüdend und langwierig. Sie kommen schneller an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit als früher. Manchmal ist eine Erholung weitgehend möglich – dies ist vor allem der Fall bei leichteren Hirnverletzungen und bei jüngeren Personen.


Verständnis des Umfelds ist wichtig

FRAGILE Suisse fördert deshalb das Verständnis für die Folgen von Hirnverletzungen und sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Bedürfnisse betroffener Menschen.

In der Schweiz leben 130’000 Menschen mit einer Hirnverletzung. Viele von uns kennen einen Betroffenen oder eine Betroffene. Es kann jede und jeden treffen – jederzeit.


Können wir Ihnen helfen?

Sind Sie von einer Hirnverletzung betroffen oder Angehörige/-r? Kontaktieren Sie uns - wir sind gerne für Sie da.

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