Eine Hirnverletzung verändert das Leben schlagartig, nicht nur für die betroffene Person, sondern auch deren Angehörige. Besonders in der Partnerschaft ist man mit einer neuen Rollenverteilung konfrontiert und es kommt oft zu einem Ungleichgewicht.
Das genaue Ausmass der Veränderung ist abhängig von den Folgen der Hirnverletzung, die für alle Betroffenen unterschiedlich sein können. Möglicherweise muss der Liebesmensch – das heisst der/die Partner:in – die betroffene Person plötzlich pflegen oder ihr bei alltäglichen Tätigkeiten wie dem Duschen oder Anziehen helfen. Vielleicht war die betroffene Person berufstätig und kann nun ihren Beruf nicht mehr ausüben. Der/die Hauptverdiener:in wird plötzlich zur finanziell abhängigen Person oder umgekehrt. Es kann sein, dass die betroffene Person durch die Verletzung eine Veränderung der Persönlichkeit erlitten hat. Sie leidet nun womöglich unter Störungen der Emotionsregulation oder kann sich, durch eine Beeinträchtigung der Empathie, nicht mehr in andere Personen hineinversetzen. Die betroffene Person kann sich in der Beziehung nun einsam fühlen, weil sie unter Umständen von ihrem Liebesmensch nicht so viel Empathie erlebt wie erwartet. Gleichzeitig muss sich die angehörige Person ebenfalls in den neuen Lebensumständen zurechtfinden und wo nötig auch abgrenzen.
Eine Hirnverletzung mit all ihren Folgen kann für eine Beziehung eine grosse Herausforderung sein. Manche gehen durch die vielen Veränderungen auseinander, andere werden noch intensiver als zuvor. Wie zum Beispiel jene von Mike B. und Sabine P.: https://www.fragile.ch/news-detail/wenn-etwas-nicht-geht-machen-wirs-eben-anders/
Impulse für ein neues Zusammenleben
Nach einer Hirnverletzung müssen sich die betroffene Person und ihr Liebesmensch in ihre neuen Rollen hineinfinden und sich gegenseitig neu kennenlernen. Besonders wichtig dabei ist die Geduld miteinander und die Offenheit für Neues.
- Vergessen Sie nicht: Sie sind ein Team. Tritt ein Problem auf, ist es nicht Sie gegen Ihren Liebesmensch, sondern Sie und Ihr Liebesmensch gemeinsam gegen das Problem.
- Veränderungen verunsichern und können Angst machen. Gleichzeitig sind sie eine Chance für neue, schöne Dinge. Versuchen Sie, positive Aspekte daran zu sehen, z. B. können Sie gemeinsam neue Vorlieben entdecken.
- Die betroffene Person kann auch nach der Rehabilitationsphase in vielen Lebensbereichen noch Fortschritte machen. Beide müssen sich aber auch bewusst sein, dass manche Dinge einfach nicht mehr gehen.
- Geben Sie sich den nötigen Raum für Trauer um diese Dinge; zum Beispiel, wenn ein geliebtes Hobby, das Sie früher gemeinsam ausgeübt haben, nicht mehr möglich ist.
- Finden Sie neue Aktivitäten, die Sie gemeinsam machen können. Vielleicht kann Sie das Kursprogramm von FRAGILE Suisse inspirieren: www.fragile.ch/kursprogramm
- Knüpfen Sie neue Kontakte, insbesondere mit Personen, die Ähnliches erlebt haben. Neben dem Kursprogramm finden Sie auch viele Aktivitäten in Ihrer Region: www.fragile.ch/agenda
- Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen. Unsere Beratung ist für Sie da und kann Ihnen noch viele weitere Impulse geben, die genau auf Ihre Situation abgestimmt sind: www.fragile.ch/hilfe
