Die Reha aus der Perspektive eines Betroffenen

Andreas Ulrich erlitt im Jahr 2004 eine Hirnblutung. Danach war er über längere Zeit gelähmt und entsprechend ans Bett gebunden. Gemeinsam blicken wir auf seine Zeit in der Reha zurück und darauf, was ihm besonders in Erinnerung geblieben ist.

Andreas Ulrich erlitt im Jahr 2004 eine Hirnblutung. Danach war er über längere Zeit gelähmt und entsprechend ans Bett gebunden. Gemeinsam blicken wir auf seine Zeit in der Reha…

 

Wie sah ein typischer Reha-Tag bei dir aus?

Da ich zu Beginn gelähmt war, lag ich eigentlich nur im Bett und habe sehr viel geschlafen. Einzig zum Essen wurde ich jeweils im Rollstuhl zu meinem Platz gefahren. Aber da auch mein rechter Arm gelähmt war, benötigte ich selbst beim Essen Hilfe. Ich habe aber viel Unterstützung erhalten und bald auch mit meinen Therapien wie Physiotherapie und Logopädie begonnen. So haben wir schrittweise geübt, dass ich wieder aufstehen kann und später dann, ebenfalls Schritt für Schritt, wieder gehen lernte. Natürlich habe ich auch viel Besuch bekommen. Zu dieser Zeit war ich aber sehr emotional und musste eigentlich bei jedem Besuch weinen. Zudem war ich immer sehr schnell müde. Nach einer Therapieeinheit oder nach dem Besuch meiner Angehörigen habe ich daher meistens geschlafen.

Was waren deine Ängste für die Zukunft? Und wie bist du damit umgegangen?

Angst hatte ich eigentlich keine, ich hatte gar keine Zeit dazu. Vielmehr war ich mit dem Gedanken beschäftigt, wie ich meine Situation verbessern kann. Zudem habe ich mich top aufgehoben gefühlt, was sicherlich ebenfalls dazu beigetragen hat.

Was waren deine persönlichen Erfolge?

Dass die Therapie so gut gewirkt hat und ich Verbesserungen sehen konnte. Wie bereits geschildert, konnte ich anfangs nur stehen. Dann ein paar Schritte laufen und dann jedes Mal ein Stückchen weitergehen. Irgendwann konnte ich selbst von meinem Zimmer bis an den Frühstückstisch laufen. Das waren vielleicht 50 oder 60 Meter – für mich ein riesen Erfolg. Natürlich war ich nach diesem «Ausflug» komplett erschöpft und musste mich erst eine Weile davon erholen.

Wie war der Übertritt von der Reha zurück nach Hause?

In der Reha wird alles für einen erledigt und man erhält ein Tagesprogramm mit vielleicht sieben Übungen, die man zusammen mit dem Therapeuten macht. Man ist umgeben von Spezialisten, die einen in allen Belangen unterstützen. Wenn man dann nach Hause kommt und eigentlich von 100 auf 0 nichts mehr organisiert und geplant ist, ist man ganz klar mit der Situation überfordert. Genau hier setzt das Projekt «Lotse» von FRAGILE Suisse an. Betroffene werden bereits ab der Reha beim Übertritt nach Hause langfristig unterstützt. Dies ist sicherlich sehr wertvoll, benötigt aber auch die Einsicht der Betroffenen und den Willen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt nämlich nicht gemerkt, dass ich Hilfe benötige. Natürlich hatte ich aber auch das Glück, dass meine Freundin (heutige Frau) Therapien in der Umgebung für mich organisiert hat und mich bei allem, so gut wie möglich, unterstützt hat.

Was ist dein Geheimtipp, den du anderen Betroffenen für die Zeit in der Reha mitgeben möchtest?

  • Du darfst nie aufgeben!
  • Du musst etwas wirklich wollen!

Und wenn du es geschafft hast, heisst das noch lange nicht, dass du es kannst. Du musst immer dranbleiben.

 

Text: Jana Bauer

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