«Ich bin stolz, darf ich helfen»

Spotlight auf Christine Jayet-Ryser: Die langjährige Westschweizer Mitarbeiterin beantwortet unsere Fragen.

Spotlight auf Christine Jayet-Ryser: Die langjährige Westschweizer Mitarbeiterin beantwortet unsere Fragen.

Christine Jayet-Ryser

Christine Jayet-Ryser, Psychologin FSP, CAS in Kognitiver Neurowissenschaft, CAS in Case Management

FRAGILE Suisse wird 30 Jahre alt. Im Anlass unseres Jubiläums wollen wir jeden Monat eine Person ins Rampenlicht rücken, die für FRAGILE Suisse wichtig ist. Diesen Monat haben wir Christine Jayet-Ryser einige Fragen gestellt. Die Neuropsychologin arbeitet schon seit 14 Jahren in der Lausanner Zweigstelle als Sozialberaterin und Mitarbeiterin im Bereich Bildung.

Christine, weshalb interessiert dich das Thema Hirnverletzungen?
Die Funktionsweise des Gehirns hat mich schon immer fasziniert. Während meines Psychologiestudiums beschäftigte ich mich mit degenerativen Erkrankungen wie Alzheimer. In meinem ersten Praktikum wurde ich aber mit den Unsicherheiten der Forschung konfrontiert und mir wurde klar, dass mich eher die neuropsychologische Diagnostik interessiert. Also habe ich mich auf diesen Bereich spezialisiert – und die Neuropsychologie hat mich seither nicht mehr losgelassen.

Du arbeitest schon seit 14 Jahren bei FRAGILE Suisse: Warum gerade hier und weshalb so lange? Als ich als Neuropsychologin arbeitete, hatte ich nur wenig Kontakt zu den Angehörigen – aus Zeitmangel oder weil ich Angst hatte, nicht zu wissen, was ich ihnen sagen oder wie ich ihre Fragen beantworten sollte. Das wurde mir immer mehr bewusst. Als mir dann ein Vorstandsmitglied von FRAGILE Suisse, mit dem ich im Spital zusammenarbeitete, vom Plan erzählte, den Beratungsdienst auf die Westschweiz auszudehnen, zögerte ich keine Sekunde. Endlich hatte ich die Chance, mich um die Familien zu kümmern und zu erfahren, was Menschen mit einer Hirnverletzung im Alltag erleben.

Ich habe diesen Schritt nie bereut. Die Beziehungen, die ich mit Menschen mit einer Hirnverletzung knüpfen konnte, und die Lehren, die sie mir bei jeder Begegnung vermitteln, sind so bereichernd, dass ich nicht zurück ins Spitalleben möchte. Zudem ist die Arbeit bei FRAGILE Suisse sehr abwechslungsreich, vor allem in der Westschweiz, wo wir ein kleines Team sind und Hand in Hand arbeiten. Die Projekte sind vielseitig und die Herausforderungen gross. Langeweile kommt nie auf. Es gab natürlich auch schwierigere Zeiten, aber ich weiss, dass Veränderungen zum Leben gehören und dass man sie annehmen muss - mit all ihren Unsicherheiten, aber auch mit ihrem Erneuerungspotenzial.

Was macht dich stolz bei deiner Arbeit?
Dass ich Menschen mit einer Hirnverletzung und ihre Angehörigen unterstützen kann. Und auch, dass ich an der Entwicklung unserer Weiterbildungen, vor allem für Fachpersonen, mitwirken und so zu einer besseren Betreuung der Betroffenen beitragen kann.

Was möchtest du FRAGILE Suisse sagen?
Liebe FRAGILE Suisse, du bist jetzt 30 Jahre alt. Das ist ein Alter, in dem alles möglich ist, und es gibt noch viel zu tun für Menschen mit einer Hirnverletzung! Auch wenn es manchmal schwierig ist und du vielleicht den Mut verlierst ob der Grösse der Aufgabe: Vergiss nie, was du in 30 Jahren alles erreicht hast – die Hindernisse, die du überwunden und die Fortschritte, die du erzielt hast. Verliere nie deine Ziele aus den Augen. Denk an all die Menschen, die dich aufgebaut haben und denen du geholfen hast, und gib dein Bestes, um sie auch in den nächsten 30 Jahren zu unterstützen und dich für sie einzusetzen.

Interview: Sophie Roulin-Correvon

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