Alles über die Beratung

Sozialberaterin Magdalena Suter hat unsere Fragen zur Beratung von FRAGILE Suisse beantwortet.

Sozialberaterin Magdalena Suter hat unsere Fragen zur Beratung von FRAGILE Suisse beantwortet.

Zwei Frauen im Gespräch

Sozialberaterinnen Magdalena Suter und Pria Jani im Austausch

Wer ruft bei der Helpline an?

Viele Betroffene und Angehörige nutzen unsere kostenlose Helpline, um sich zu informieren, was FRAGILE Suisse anbietet und um allgemeine Informationen zum Thema Hirnverletzung zu erhalten. Sie haben teilweise noch keine konkrete persönliche Frage. Im Gespräch kommen dann spezifische Themen auf, die wir besprechen. Manchmal reicht ein solches einmaliges Gespräch, um die offenen Fragen zu klären.

Der niederschwellige Zugang zu solchen Kurzberatungen sind wichtig für Betroffene und Angehörige, die unsicher sind und noch nicht bereit sind, zu viel von sich preiszugeben. Sie können, wenn sie wollen, auch anonym anrufen und sich so schnell und unkompliziert informieren.

 

Was, wenn eine Kurzberatung nicht reicht?

Wenn wir sehen, dass die Situation komplexer ist und es mehr Beratung von unserer Seite braucht, fragen wir, ob Interesse an einer persönlichen Beratung besteht. Hier können die einzelnen Punkte dann in mehreren Gesprächen genauer besprochen werden. Diese Gespräche finden mit den Betroffenen, den Angehörigen oder manchmal auch mit beiden zusammen statt, je nachdem, was von den Betroffenen oder Angehörigen gewünscht wird.

 

Was ist bei der Kurzberatung oft ein Thema?

Zahlreiche Betroffene und Angehörige rufen an, weil sie Fragen zur Versicherung, der IV, der Arbeitssituation, zu den Folgen der Hirnverletzung oder zum Angebot von FRAGILE Suisse haben. Es gibt aber auch viele Angehörige, die sich melden, weil die Angehörigen oder die Betroffenen selbst an sich eine Veränderung wahrgenommen haben, was belastend sein und so zu Unsicherheit führen kann. Sie schämen sich, und deshalb fällt es den Angehörigen manchmal schwer, das Thema gegenüber der betroffenen Person anzusprechen. Bei uns erfahren sie mehr zum Thema und können so ein Verständnis dafür entwickeln. Sie wissen, dass es nicht an ihnen liegt, sondern an der Hirnverletzung, die zu dieser Wesensveränderung geführt hat. Dieses Verständnis ist sehr wichtig und hilft ihnen, das Thema mit der betroffenen Person zu besprechen und den Umgang damit zu finden.

 

Die Dachorganisation bietet telefonische und persönliche Beratungen an. Wie sieht es in den Regionalvereinigungen aus?

Die Helpline wird von uns in der Dachorganisation geführt. Zusätzlich sind einige unserer Sozialberaterinnen regelmässig in den Regionalvereinigungen, um dort Beratungen durchzuführen. Der Vorteil ist, dass wir dann vor Ort sind und die Betroffenen und Angehörigen nicht nur telefonisch, sondern auch persönlich beraten können. Gerade für Betroffene ist das persönliche Gespräch wichtig, weil ein Telefonat für sie stressig sein kann. Teilweise haben sie Mühe, sich klar auszudrücken oder ihren Unterstützungsbedarf zu benennen. Im persönlichen Gespräch kann mehr auf ihre Bedürfnisse eingegangen und die Situation kann ganzheitlicher erfasst werden.

 

Wie ist hier die Zusammenarbeit geregelt?

Die Dachorganisation ist stark mit den Regionalvereinigungen vernetzt und wir haben verschiedene Schnittstellen. In der Beratung weisen wir auch auf die Angebote der Regionalvereinigungen hin und geben unsere Empfehlungen ab. Auf der anderen Seite überweisen uns die Regionalvereinigungen Personen, bei denen eine Beratung durch uns Sozialarbeiterinnen sinnvoll ist. Die Sozialberatung beinhaltet auch die Information zu den Angeboten der Regionen im Bereich Selbsthilfe, wie Gesprächsgruppen, Treffs für gemeinsame Freizeitaktivitäten und zu den Kursangeboten sowohl von den Regionen als auch von der Dachorganisation. Bei Bedarf vermitteln wir auch zu den jeweiligen Kontaktpersonen.

Du bist noch nicht sehr lange in der Beratung von FRAGILE Suisse tätig. Was macht deiner Meinung nach diese Beratung einzigartig?

Dass wir die Beratungen kostenlos anbieten, ist ein grosses Plus. Auch der niederschwellige Zugang ist wichtig, Betroffene und Angehörige können sich, wenn sie das wünschen, auch anonym und ohne Bedingung bei uns melden. Wir nehmen uns für alle Zeit und hören ihnen zu, denn ihre Anliegen sind uns wichtig.

 

Was sind deine Erfahrungen mit den Betroffenen einer Hirnverletzung und ihren Angehörigen?

Ich habe schon mit unterschiedlichen Klientinnen und Klienten gearbeitet. Was mir bei den Personen mit Hirnverletzung auffällt, ist ihr starker Willen. Die Betroffenen sind unglaublich stark, zielstrebig und motiviert. Und ich habe noch nie so viel Dankbarkeit der Betroffenen gespürt wie hier. Viele sagen mir: «Es hätte mich auch viel schlimmer treffen können.» und sind einfach dankbar für ihre Situation und die Möglichkeiten, die sie haben.

FRAGILE Suisse und ihre Angebote sind leider noch nicht so bekannt. Viele Betroffene und Angehörige erzählen mir, dass sie sich nach dem Ereignis oft alleine und unverstanden gefühlt haben, bis sie mit uns in Kontakt gekommen sind. Bei uns erfahren sie Verständnis und spüren, dass sie begleitet und nicht alleine gelassen werden. Das ist eine grosse Erleichterung für sie. Und auch hier erfahren wir viel Dankbarkeit für unsere Arbeit.

Werden Sie aktiv