Das gut eingespielte Familienleben wird durch den Schlaganfall des Vaters aus der Bahn geworfen. Das Ereignis konfrontiert die bis dahin gut situierte Familie mit versicherungstechnischen Hürden, Polnischen Pflegeunterstützungen, nicht gedeckten Kosten, und einem Ehemann und Vater, der seine Persönlichkeit als Alpha-Tier trotz grossen Einschränkungen und zeitweisem Realitätsverlust nicht aufgeben kann.

Mit eindrücklichem Charme wird von dessen Ehefrau erzählt, wie sie sich und ihre Familie durch unzählige Tiefen und Unwegsamkeiten mit positivem Denken durchbringt und dabei (evtl.) ignorieren muss, dass sie vom Ehemann als «Miststück» beschimpft wird.

Nicht zuletzt stellen die eigenen, unlektorierten Beiträge des betroffenen Ehemannes wichtige Hinweise auf sein Erleben und die negativen wie positiven Verstärker seiner Gefühle dar.

Dem/der Leser*in wird dadurch ein sehr persönlicher Einblick in das Geschehen gewährt. Ehrlich, nichts beschönigend und doch auch humorvoll werden hier die vielen belastenden Situationen in der Stroke-Unit, danach in der Reha und schliesslich Zuhause, beschrieben. 

Da es für die Ehefrau undenkbar scheint, dass sie ihren Mann in Pflege abgibt, wird sie mit immer neuen Hürden der Pflege Zuhause konfrontiert.

Die Erfahrungen der Familie, geprägt von Gefühlen wie Schock, Unglauben, Hilflosigkeit, Angst, Scham, Ernüchterung, Trauer, Wut, Sehnsucht und trotz allem doch auch getragen von kleinen Momenten des Glücks, lassen keine/n Leser*in unbewegt zurück.

Klar, dass die Unterstützung von Angehörigen, Freunden und Bekannten der Familie in der neuen Lebensphase nötig ist.  Wie schwierig und herausfordernd die Organisation von Besuchen jedoch sein kann, lässt Unbeteiligte staunen.  Dass dem Realitätsverlust des Betroffenen freundlich aber bestimmt zu begegnen ist, kann als wichtiger Rat aufgenommen werden.

Beim Lesen wird das Dilemma der Partnerschaft durch unfreiwillig zugeschriebene neue Rollen deutlich. Die Ehefrau gerät in eine Betreuerrolle, der Ehemann verliert durch seine Beeinträchtigung seine Impulskontrolle und mutiert zum Diktator, lebt in seiner eigenen Welt.  Sie muss sich um Finanzen kümmern, er fühlt sich bevormundet.

Die gleichberechtigte Partnerschaft ist aufgebrochen, Sexualität ist abhandengekommen. Ein Vibrator findet höchstens noch Verwendung in der Therapie zur Massage der Oberschenkel.

Eine räumliche Trennung bringt letztlich wieder etwas Ruhe in die Familie, lässt Freiraum für alle. Eine neue Liebe findet Raum und Toleranz.

Neue Ideen für eine Wohnlösung für Betroffene lassen die Hoffnung auf unerwartete Chancen keimen.

Wer also offen ist, in eine Tragödie einzutauchen, zu staunen, mitzufühlen und auch herzhaft zu lachen, der sollte sich Käsekuchen mit Sahnekraut zu Gemüte führen.

Text: Silvia Spaar

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