Familien mit einem betroffenen Elternteil

Wie geht man als Familie am besten mit der Hirnverletzung eines Elternteils um?

Wie geht man als Familie am besten mit der Hirnverletzung eines Elternteils um?

Eine Hirnverletzung verändert nicht nur das Leben der betroffenen Person von einem Moment auf den anderen, sondern auch das des Partners/der Partnerin und der Familie. Eine der grössten Belastungen für den gesunden Partner/die gesunde Partnerin ist die Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen. Die Rollen in der Beziehung müssen neu gefunden und die Paarbeziehung entsprechend ausgerichtet werden. In dieser ganzen Situation ist es wichtig, sich auch Hilfe von aussen zu holen. Lesen Sie mehr zu Hirnverletzung in der Partnerschaft in unserem Themenmonat.

Die Hirnverletzung betrifft aber nicht nur die Eltern als Paar, sondern als ganze Familie. Denn die Eltern können ihren Alltag und ihre Freizeit oft nicht mehr gleich organisieren wie zuvor. Der betroffene Elternteil kann seinen Anteil der Familienarbeit vielleicht nicht mehr im gleichen Masse leisten. Diese Situation belastet die ganze Familie und beeinflusst dadurch ebenfalls die Kinder. Auch die Kinder müssen ihre Rolle neu finden. Folgende Zitate verdeutlichen dies:

Lukas: «Für mich ist es sehr schwierig. Früher war er (mein Vater) für alles da, wenn ich ein Problem hatte egal bei was, hat er mir geholfen. Persönlich ist er schon mein Vater, aber ich sehe ihn mehr als meinen kleinen Bruder jetzt, weil er bei vielen Sachen Hilfe braucht, bei denen er mir früher geholfen hatte.»

Felix: « Ja, ich muss - ich helfe jetzt selbst meiner Mutter mehr bei bestimmten Haushaltssachen, weil ich auch weiss - also ich glaube, sie könnte es schon - aber ich helfe ihr gerne, ich entlaste sie gerne, weil ich weiss, dass sie nicht so belastbar ist.»

Hanna: «Meine Mutter und ich haben eigentlich eine sehr enge Beziehung und sie sieht mich schon als ihre Tochter, aber sie sieht mich als mehr als ihre Tochter, deshalb gibt sie mir sehr viel von ihrer Last auch ab, was nicht unbedingt gut ist. Aber ich weiss, dass es nicht gut ist und ich ihr sagen sollte, dass ich mit so viel Last, die sie mir abgibt, nicht umgehen kann oder dass ich auch meine Grenzen habe, aber ich habe halt das Gefühl, dass ich ihr durch diese direkte Ehrlichkeit auch verletzen würde.»

In den Zitaten zeigt sich, dass diese neue Rolle der Kinder, vor allem wenn diese schon im Jugendalter sind, vielfach auch mit mehr Verantwortung und Aufgaben einhergeht. Dabei ist unbedingt zu vermeiden, dass Kinder zu YoungCarers werden. Deshalb ist es wichtig, sich möglichst früh Unterstützung und Beratung zu holen.

Durch die neue Situation werden Kinder auch mit Gefühlen konfrontiert, die sie zuvor an sich selbst nicht kannten. Sie schämen sich, da der betroffene Elternteil vielleicht nicht mehr richtig sprechen kann. Weiter können sie Schuldgefühle haben, weil sie die Folgen der Hirnverletzung des betroffenen Elternteils nicht verstehen und z.B. davon ausgehen, dass sie Schuld am Verhalten des Betroffenen sind. Kinder können auch Gefühle der Trauer haben, denn sie mussten sich von ihrem Vater/ihrer Mutter, wie er/sie früher war, verabschieden. Auch die tägliche Sorge, wie denn nun ihr Leben und das der ganzen Familie weitergehen soll, kann die Kinder beschäftigen. Diese Gefühle müssen ernstgenommen werden und den Kindern die Möglichkeit gegeben werden, über diese Gefühle sprechen zu können.

Eine Hirnverletzung und ihre Folgen sind vielfältig. Umso wichtiger ist es, diese den Kindern zu erklären und sich für die Kinder und ihre Bedürfnisse Zeit zu nehmen. Denn zusammen als Familie und mit der Hilfe von Dritten kann so der neue Alltag in Angriff genommen werden.

Mehr dazu können Sie in unserer neuen Infobroschüre lesen. Sie können Sie online ansehen oder gratis bei uns im Shop bestellen: Hirnverletzung – Familien mit einem betroffenen Elternteil

Altersgerechte Informationen für Kinder und Jugendliche finden Sie hier: fragile-family.ch

Beratung, auch für Jugendliche: Helpline 0800 256 256, Mo bis Fr von 10 bis 13 Uhr.

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