Risikofaktoren für Hirnverletzungen

Der Neurologe Wolfgang Fries erklärt, wer zur Risikogruppe für eine Hirnverletzung gehört und auf welche Warnzeichen man achten sollte.

Der Neurologe Wolfgang Fries erklärt, wer zur Risikogruppe für eine Hirnverletzung gehört und auf welche Warnzeichen man achten sollte.

Bild: Pixabay

Oft kommt ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung ohne Vorwarnung. Kann man sich trotzdem davor schützen?
Dass ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung quasi aus heiterem Himmel und ohne jede Vorwarnung auftritt, macht es schwierig, sich davor zu schützen. Es gibt aber auch Warnzeichen: Eine vorübergehende Lähmung von Hand, Arm und/oder Beinen auf einer Körperseite, eine kurzzeitige Sprachstörung oder eine Sehstörung mit Verlust des Sehens in einer Gesichtsfeldhälfte sind mögliche Vorboten eines grossen Schlaganfalls. Wenn eine solche Störung auftritt, ist dringend und rasch eine fachneurologische Untersuchung und Behandlung erforderlich. Denn mit dem spontanen Abklingen der Symptome ist die Gefahr nicht vorüber. Etwa 20 Prozent der Betroffenen erleiden innerhalb der folgenden drei Monate einen grossen Schlaganfall, der zu bleibenden Behinderungen führt. Als generelle Massnahme zur Vorbeugung von Schlaganfall ist es notwendig, auf die Risikofaktoren zu achten und diese unter Kontrolle zu halten.

Es gibt Erkrankungen und genetische Voraussetzungen, die das Risiko für einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung erhöhen können. Welche sind das?
Folgende (häufige) Erkrankungen erhöhen das Risiko, einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung zu erleiden:

  • Erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie, vor allem mit erhöhten diastolischen Blutdruckwerten von > 85 mmHg)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern/Vorhofflattern mit absoluter Arrhythmie)
  • Koronare Herzkrankheit
  • Erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie)

Darüber hinaus gibt es auch eine genetische Veranlagung. Das Risiko für Schlaganfall ist höher bei Menschen, bei denen in der Familie häufig Schlaganfälle aufgetreten sind.

Wer gehört zur Risikogruppe für einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung?
Raucher, Menschen mit Bewegungsmangel und erhöhtem Körpergewicht (Adipositas). Weiter haben insgesamt Männer ein um 19 Prozent höheres Schlaganfallrisiko als Frauen. Für Männer unter 65 Jahren ist das Risiko im Vergleich zu Frauen noch deutlich höher. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für einen Schlaganfall generell, für Männer wie für Frauen. Die Hälfte aller Schlaganfallpatienten ist älter als 75 Jahre. Ein deutlich erhöhtes Risiko haben auch diejenigen Personen, die bereits schon einmal einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung erlitten haben.

Als Schädel-Hirn-Trauma bezeichnet man eine Schädigung des Gehirns durch eine äussere Krafteinwirkung. Wie kann man sich davor schützen?
Die häufigste Ursache eines Schädel-Hirn-Traumas ist heutzutage der Sturz – auf der Treppe, im Haushalt, beim Fahrradfahren, beim Gehen auf Glatteis. Erst danach folgt an zweiter Stelle der Verkehrsunfall mit dem PKW. Die Ursachen für einen Sturz sind vielfältig und haben häufig mit (fehlender) Aufmerksamkeit/Gedankenlosigkeit zu tun, aber auch mit Gangunsicherheit und Schwindel, zum Beispiel im Alter. Generelle Strategien zur Prävention lassen sich hier nur schwer abgeben.

Kann ein Velohelm bei einem Sturz ein Schädel-Hirn- Trauma vermindern oder gar verhindern?
Generell ist das Tragen eines Velohelms beim Fahrradfahren nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, um ein Schädel-Hirn-Trauma bei einem Sturz abzuwenden oder zu vermindern. Allerdings heisst das nicht, dass ein Schädel-Hirn-Trauma damit unter allen Umständen verhindert werden kann. Das hängt davon ab, welche Kräfte bei einem Fahrradunfall auf den Kopf einwirken. Eine Abschwächung des Schadens kann durch das Tragen eines Helms in jedem Fall aber erreicht werden.

Interview: Carole Bolliger

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